Der Brand in der Tazreen Fabrik in Bangladesch jährt sich zum zweiten Mal - 125 Opfer sind weiter ohne Entschädigung

Das ausgebrannte Tazreen-FabrikgebäudeAm 24.11.2014 jährt sich zum zweiten Mal die Brandkatastrophe in der Textilfabrik Tazreen in Bangladesch, bei dem über 120 Arbeiter*innen starben und 150 sich verletzten, teils schwer.

In letzter Minute wurde eine Vereinbarung zwischen der Clean Clothes Campaign, dem internationalen Gewerkschaftsdachverband IndustriAll und C&A erreicht. Darin erklärt sich das Unternehmen bereit, Entschädigungs­zahlungen an die Opfer und Hinterbliebenen des Brandes zu zahlen. Es soll ein Fonds ähnlich den Entschädigungsprinzipien für die Rana Plaza Opfer geschaffen werden. C&A hat eine angemessene Summe für den Fonds zugesagt. Nun  sind auch die anderen Unternehmen (Walmart, Li&Fung, El Corte Inglés, KiK u.a.), die in Tazreen produzieren ließen, aufgerufen, in den Fonds einzuzahlen.

FEMNET und die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) werfen insbesondere dem deutschen Einkäufer KiK eine starke Verletzung seiner Vorsorgepflicht vor und kann die kürzlich erfolgte Zurückweisung einer bei der nationalen Kontaktstelle der OECD im Bundeswirtschaftsministerium eingereichten Beschwerde des Bundestagsmitglieds Uwe Kekeritz von den Grünen gegen KiK nicht nachvollziehen. Als Begründung wird ausgeführt, dass KiK keine direkte Verantwortung für den Brand trage, weil es zum Zeitpunkt des Brandes nicht mehr dort produzieren ließ und keinen maßgeblichen Einfluss auf die Sicherheitsvorkehrungen gehabt hätte.

Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende von FEMNET, Mitglied der CCC, ist empört: „Wenn KiK seine Produzenten vor Auftragsvergabe geprüft hätte, wie es immer vorgibt es zu tun, dann hätten die fehlenden Fluchtausgänge und –leitern auffallen müssen. Das Feuer hätte ja auch schon früher ausbrechen können, als KiK dort noch produzieren ließ. Dass die OECD-Kontaktstelle dies nicht erkennt, zeigt, dass die Ansiedlung dieser Stelle beim Wirtschaftsministerium höchst problematisch ist. Seit Jahren wird dies von NGOs kritisiert.“

Wie Kik selber mitteilt, war die Fabrik im August 2011 sogar überprüft und teilweise waren auch Mängel festgestellt worden.  Erst im November 2011 hat KiK angeblich die Geschäftsbeziehungen eingestellt, doch wurde die Ware noch bis Mitte 2012 in der Fabrik weiter gefertigt.

Neben den einkaufenden Unternehmen kommt der Regierung von Bangladesch eine Verantwortung zu, die Arbeits- und Menschenrechte der Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie sowohl gemäß dem Arbeitsgesetz von Bangladesch als auch den ILO-Konventionen zu schützen.  
Zwar bemüht sich Entwicklungshilfeminister Gerd Müller mit der Schaffung des Textilbündnisses um  eine freiwillige Initiative zur Umsetzung von Sozialstandards in der gesamten Lieferkette, doch bisher verweigert ein großer Teil der Textilbranche seine Unterschrift unter den Aktionsplan. Es ist deshalb Zeit, über freiwillige Initiativen hinauszugehen und ein Gesetz zu schaffen, dass alle Unternehmen zur Vorsorge verpflichtet und bei Verletzung der Vorsorgepflicht zur Haftung zieht. Dann könnten die Opfer von Tazreen und ihre Familien zumindest angemessen entschädigt werden.

Nachfragen können gerichtet werden an: Gisela Burckhardt: 01520-1774080

Jetzt spenden