Der Brand in der Tazreen Fabrik in Bangladesch jährt sich zum dritten Mal - der US-Riese Walmart verweigert Entschädigungszahlungen

  • Neuer Entschädigungsprozess für die Opfer des Brandes von Tazreen endlich eingerichtet
  • Unternehmen werden aufgerufen bis zum Jahrestag am 24. November Gelder in den Fonds einzuzahlen

Die Clean Clothes Campaign und das International Labor Rights Forum rufen internationale Marken (darunter Walmart und tazreen fabrik El Corte Ingles) auf, ihren Beitrag an den Fonds zu leisten, der für die Entschädigung von Familienangehörigen der 112 getöteten und der verletzten Arbeiter*innen des Brandes in der Kleiderfabrik Tazreen in Bangladesch, eingerichtet wurde.

Am 24. November jährt sich zum dritten Mal der Tag des Brandes in der Fabrik Tazreen in Bangladesch. Als das Feuer ausbrach wurden die Arbeiter*innen im Inneren des Gebäudes eingeschlossen. Ausgänge waren verriegelt und der einzige Weg nach draußen waren die Fenster in den oberen Stockwerken. Über hundert Arbeiter*innen sprangen aus den Fenstern in der dritten und vierten Etage und zogen sich schwerwiegende Rücken- und Kopf-Verletzungen zu, die bei einigen zu chronischen Schmerzen führten. Die letzten drei Jahre kämpften Hinterbliebene der Toten und Überlebende um Entschädigung für den Verlust ihrer Angehörigen oder um ein eigenes Einkommen zu bestreiten.

Tazreen produzierte für den US-Riesen Walmart, die spanische Warenhauskette El Corte Ingles, den deutschen Bekleidungs-Discounter KiK sowie für C&A und Sean Johns Enyce brand. Weitere Marken sind Karl Rieker (Deutschland) und Plaza Italia (Italien), Teddy Smith (Frankreich) und die US-Marken Disney, Sears, Dickies und Delta Apparel. Insgesamt konnten also mindestens 11 Markenhersteller identifiziert werden.

2014, unmittelbar vor dem zweiten Jahrestag des Brandes, unterzeichneten IndustriALL Global Union, die Clean Clothes Campaign, C&A und die C&A Foundation ein Abkommen, das Einkommensverluste und medizinische Versorgung abdeckte. Das Abkommen führte nun endlich zur Einrichtung des Tazreen Claims Administration Trust, der den Entschädigungsprozess beaufsichtigt und mit Organisationen, die die Familien vertreten, kooperiert und Gelder für die Auszahlungen sammelt. Angehörige der durch das Feuer getöteten Arbeiter*innen haben begonnen, ihre Forderungen anzumelden. Vor kurzem hat der Treuhandfonds eine Website gestartet, auf der Informationen zum Entschädigungsprozess bereit gestellt und Spendenmöglichkeiten aufgezeigt werden.

Gelder, die der Fonds für die Auszahlungen an die Opfer benötigt, sollen hauptsächlich von Unternehmen und Händlern, deren Produkte in der Tazreen-Fabrik produziert wurden, eingezahlt werden. Unternehmen mit Einnahmen über eine Million US-Dollar werden aufgefordert mindestens 100.000 US-Dollar einzuzahlen. C&A und Li & Fung (die im Auftrag von Sean John einkaufte) haben eine Zahlung an den Fonds bereits zugesagt. KiK, das aktuell in eine Kontroverse um die Entschädigung der Opfer des Brandes von Ali Enterprise in Pakistan verwickelt ist, willigte ebenfalls ein, in den Fonds einzuzahlen.

Nicht alle Unternehmen sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Tazreens größter Kunde, Walmart, hat bisher keine Mittel zur Entschädigung der Überlebenden und der Familien der verstorbenen Arbeiter*innen bereitgestellt. Die spanische Kaufhauskette El Corte Ingles, die Mitglied im Ausschuss für die Prozessentwicklung für die Opfer von Rana Plaza war, leistete bisher ebenfalls keine Zahlungen an die Arbeiter*innen von Tazreen.

Sam Maher, Vertreterin der CCC im Tazreen Claim Administration Trust: „Diese Arbeiter*innen warten seit drei Jahren auf die finanzielle Entschädigung, die sie zum täglichen Überleben benötigen; um für die Miete, Bildung und medizinische Versorgung zahlen zu können. Sie dürfen nicht gezwungen werden noch länger zu warten. Es gibt keine Rechtfertigung, nicht zu zahlen – die Arbeiter*innen von Tazreen haben es verdient, genauso behandelt zu werden, wie diejenigen von Rana Plaza. Wir fordern alle Marken, die bei Tazreen eingekauft haben auf, ihre Zahlungen unverzüglich zu leisten, ohne weitere Verzögerungen."

Gisela Burckhardt, Vorstand FEMNET und Mitglied der Kampagne für Saubere Kleidung in Deutschland: „Endlich werden nun nach drei Jahren langen Wartens auch die Opfer des Tazreen Bandes eine Entschädigung erhalten. Es ist unfassbar, wie lange es gedauert hat, diesen Entschädigungsprozess auf die Beine zu stellen. Die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte fordern alle Unternehmen auf, Vorsorge zu tragen, damit solche Unglücke nicht passieren. Im Fall von Tazreen kamen die Unternehmen ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht nicht ausreichend nach."

Anmerkungen für die Redaktion:

  1. Informationen zum Tazreen Claims Administration Trust finden Sie unter www.tazreenclaimstrust.org. Die Website wird regelmäßig aktualisiert, um den Fortschritt des Entschädigungsprozesses und der geleisteten Zahlungen zu zeigen. Dort finden Sie auch Kontaktdaten der am Prozess Beteiligten.
  2. Pressemitteilung von FEMNET zum 2. Jahrestag des Brandes vom 24.11.2014 sowie Hintergrundinformationen zum Feuer in Tazreen, inklusive des Abkommens zwischen C&A, C&A Foundation, IndustriALL und der Clean Clothes Campaign siehe: www.femnet-ev.de/pressearchiv
  3. Zu Informationen über die UN-Leitprinzipien am Beispiel von Tazreen: Fact Sheet "Brand in der Tazreen Fabrik" (Pdf).
  4. Die Fabrik Ali Enterprises in Pakistan ist im September 2012 niedergebrannt, zwei Monate vor dem Feuer in Tazreen. Mehr als 250 Arbeiter*innen wurden getötet und noch viele mehr verletzt. KiK war zum damaligen Zeitpunkt das einzige einkaufende Unternehmen und muss nun in Verhandlungen zu Entschädigungszahlungen mit Vertretern der betroffenen Familien einwilligen. Mehr Informationen zur Kampagne #MakeKiKPay unter www.cleanclothes.org/ranaplaza/ali-enterprises-fire.

Kontakt

Samantha Maher, Clean Clothes Campaign/Labour Behind the Label, Tel: +44 (0)751 751 6943, E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Gisela Burckhardt, FEMNET, Tel: +49 (0)1520 1774080 E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 

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