30. Januar 2016 Mangelhafte Kinderbetreuung in indischen Textilfabriken: FEMNET veröffentlicht neue Studie – H&M sieht sich nicht in der Pflicht KITA-Kinder von Textilarbeiterinnen. Foto: © FEMNET e.V.Die Betreuung von Kleinkindern in indischen Textilfabriken ist desolat. Das haben der Bonner Frauenrechtsverein FEMNET und der indische Partner CIVIDEP herausgefunden. Die neue Studie zeigt: Keine der vier untersuchten Fabriken, die u.a. H&M und C&A beliefern, bietet eine angemessene kindgerechte Betreuung an, obwohl diese in Indien gesetzlich vorgeschrieben ist. Das Personal ist nicht pädagogisch geschult, die Kinder verbringen ihre Tage in kahlen Räumen ohne Beschäftigungs- und Spielmöglichkeit. Viele Frauen haben kein Vertrauen in die existierenden Krippen und überlassen die Kinder den Großeltern im Dorf oder den älteren Geschwistern. Wenn das nicht möglich ist, bleiben die Kinder allein zuhause. FEMNET informierte C&A und H&M über die Ergebnisse der Studie und forderte beide Firmen zur Stellungnahme auf. Während C&A zu Gesprächen bereit war und Kindergartenpersonal bei seinen Zulieferern zumindest teilweise schulen lassen will, zeigte H&M bisher weder Gesprächs- noch Handlungsbereitschaft. Bangalores Textilindustrie umfasst nahezu 1.200 Produktionsstätten. In ca. 96% dieser Fabriken gibt es keine funktionsgerechten Krippen. Eine Mutter berichtet: „Unsere Kinder sind sehr wichtig und wir arbeiten sehr hart, um sie aufzuziehen und ihr Leben besser zu gestalten. Wir wünschen ihnen, dass sie nicht ein Leben wie wir führen müssen – jeder Tag ein Kampf. Wir möchten ihnen eine gute Erziehung mitgeben, sodass sie mehr verdienen können. Manchmal schaffen wir das aufgrund unseres geringen Einkommens, das gerade für Essen und Unterkunft ausreicht, nicht. Wir können oft das Schulgeld nicht rechtzeitig bezahlen. Es häufen sich jedes Jahr so viele Schulden an.“ Für die Studie, die im Rahmen des Projektes „Qualifizierte, kindgerechte Betreuung für die Kinder von Textilarbeiterinnen in Bangalore, Südindien“ entstanden ist, wurden sechzig Frauen aus vier Textilfabriken befragt. Fast die Hälfte der Frauen sah sich aufgrund der mangelhaften Betreuung gezwungen, nach der Geburt eines Kindes zu kündigen – und verlor Ansprüche auf Bonuszahlungen und Versicherungsleistungen. Ziel des Projektes von FEMNET und CIVIDEP ist es, sichere Kitas mit gut ausgebildetem Personal zu etablieren. Einkaufende Unternehmen sollen ihre Produzenten in die Pflicht nehmen, gute Betreuungsangebote für Kleinkinder zu schaffen. FEMNET e.V. ist eine Frauenrechtsorganisation, die sich für eine menschenwürdige Produktion in der globalen Textilindustrie engagiert. Der Verein ist Mitglied der Clean Clothes Campaign. Download der Studie (PDF-Datei) Kontakt:FEMNET e.V.Kaiser-Friedrich-Str. 1153113 Bonn Vorstandsvorsitzende Presse-/ÖffentlichkeitsarbeitDr. Gisela Burckhardt Kristina Klecko01520/1774080 0228/18038116 Presseerklärung vom 30.01.2016