Politik darf sich nicht aus der Verantwortung ziehen: Wir fordern eine nachhaltige öko-faire Stadtentwicklung

Bonn. Anlässlich der Übergabe von 4.068 Unterschriften der Petition „Kein Primark vorm Hauptbahnhof“ fordern die Initiator*innen Bonn im Wandel e.V. und FEMNET e.V. die Stadtverordneten auf, sich als Menschen und Politiker*innen für eine öko-faire Stadtentwicklung einzusetzen. Nachhaltige und faire Initiativen und Unternehmen müssen gefördert werden, statt den Konkurrenzdruck weiter zu erhöhen durch globale Ketten wie PRIMARK, die auf Kosten von Mensch und Natur wirtschaften. Diese Verantwortung für eine öko-faire Stadtentwicklung kann und darf nicht an Investor*innen und Konsument*innen delegiert werden.

Übergabe der über 4000 Unterschriften gegen Primark am Bonner Hauptbahnhof am 11.10.2016 an Martin Schumacher, Kulturdezernenten der Stadt Bonn. V.l.n.r. Gesa Maschkowski, Bonn im Wandel, Martin Schumacher, Stadt Bonn Dezernat IV/ Kultur, Sport und Wissenschaft, Daniela Baum, Bonn im Wandel, Albrecht Hoffmann, Regionalpromotor Eine Welt für Bonn, Rhein-Sieg und Kreis Euskirchen, Gisela Burckhardt, FEMNET e.V., Foto: © Bonn im Wandel e.V.Übergabe der über 4000 Unterschriften gegen Primark am Bonner Hauptbahnhof am 11.10.2016 aan Martin Schumacher, Kulturdezernenten der Stadt Bonn. V.l.n.r. Gesa Maschkowski, Bonn im Wandel, Martin Schumacher, Stadt Bonn Dezernat IV/ Kultur, Sport und Wissenschaft, Daniela Baum, Bonn im Wandel, Albrecht Hoffmann, Regionalpromotor Eine Welt für Bonn, Rhein-Sieg und Kreis Euskirchen, Gisela Burckhardt, FEMNET e.V., Foto: © Bonn im Wandel e.V.

Verantwortung kann man nicht delegieren

Die meisten Menschen erwarten, dass die Produkte, die in Deutschland verkauft werden, unter Einhaltung von Menschen- und Arbeitnehmerrechten produziert wurden. Doch das, was bei Zulieferern von Primark und Co. passiert, wäre in Deutschland unzulässig oder gar illegal; es würde zu Recht Unmut und Protest auslösen. In einer globalisierten Welt ist die Annahme allerdings überholt, man könne solchen Ketten nicht vorschreiben, wie sie wirtschaften, da sie nicht hier produzieren. Dies zeigt der erste Erfolg in der Klage gegen den Textildiscounter KiK, die derzeit vor dem Dortmunder Landgericht geprüft wird. Den Kläger*innen wurde Prozesskostenhilfe zugesprochen. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich das deutsche Gericht zuständig sieht und dass universale Menschenrechte keine nationalen Grenzen kennen. Auch die Stadt Bonn ist als deutsche, als europäische Stadt in dieses Netz eingebunden und muss Verantwortung übernehmen. Wir fordern Sie auf, diese Verantwortung als Menschen und Politiker*innen ernst zu nehmen und sie nicht an Investor*innen oder jugendliche Konsument*innen zu delegieren. Wenn jede_r denkt, er_sie könne nichts tun, wird sich nichts ändern.

Sorgen Sie für eine nachhaltige, regionale Wirtschaft mit Charakter

Einzelhandel ist nicht gleich Einzelhandel. Gesichtslose Ketten machen eine Stadt uninteressant. Regionale und nachhaltige Einzelhandelsunternehmen können durch ihre Einzigartigkeit eine Stadt attraktiv machen. Warum sollten Menschen nach Bonn kommen, wenn es hier aussieht, wie in jeder anderen deutschen Innenstadt? Regionale Unternehmen, die ihre Steuern in der Region zahlen oder Zulieferketten in der Region aufbauen, sind ein Gewinn für jede Stadt. Regionale Konzepte fördern Zusammenhalt und Vertrauen unter den Menschen. Viele dieser Konzepte sind noch nicht bekannt. Die wenigsten wissen, dass man in der englischen Stadt Bristol Steuern in Bristol-Pound zahlen kann, der Bürgermeister von Bristol sogar sein Gehalt in der Regionalwährung bezieht, oder dass im Chiemgau mehrere Millionen Umsatz mit dem lokalen Chiemgauer gemacht werden? Die 22 Organisationen, die im Juni unseren offenen Brief an die Stadtverordneten bezüglich der Bauvorhaben am Bahnhofsvorplatz unterschrieben haben, sind nicht nur Kritiker. Wir bieten gute Ideen, Erfahrungen und konstruktive Mitarbeit für eine nachhaltige Stadtentwicklung.

Wir brauchen eine öko-faire Stadtplanung

Wir schätzen die Aktivitäten der Stadt im Bereich der fairen Beschaffung. Aber wir dürfen hier nicht stehen bleiben. Auch die Stadtentwicklung muss sich an Kriterien ausrichten, die Bonn zukunftsfähig machen. Wir brauchen keinen Raum für Wegwerf-Mentalität. Wir brauchen Raum für nachhaltiges Leben, nachhaltiges Wirtschaften und für Unternehmen, die Bonn zu einem nachhaltigen Lebensstil verhelfen. Es gibt in unserer Stadt viele Pionierprojekte des nachhaltigen Wirtschaftens, Wohnens und Lebens: Mehrgenerationen-Wohnprojekte, die Ermekeilinitiative und Viva Viktoria, die solidarische Landwirtschaft Bonn, die offenen Werkstätten mit Repair Café im Haus Müllestumpe, der erste verpackungsfreie Bioladen von NRW oder das öko-faire Modelabel Alma & Lovis. Und es gibt glücklicherweise noch viele lebendige regionale Handwerksbetriebe, Bioläden und Höfe. Diese Unternehmen und Projekte schmücken unsere Stadt, sie brauchen allerdings Unterstützung. Wir als Initiativen rufen solche Projekte mit ins Leben und informieren darüber. Sie als Stadtverordnete haben noch ganz andere Möglichkeiten. Nehmen Sie diesen Handlungsspielraum wahr und stellen Sie die Weichen für eine nachhaltige und faire Stadtentwicklung!

Pressekontakte

Bonn im Wandel:
Daniela Baum 0163/6303662, Gesa Maschkowski, 0177/3731885

FEMNET:
Kristina Klecko, 0221/90917309

Mehr Infos unter:
www.bonnimwandel.de
www.femnet-ev.de

 

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