„Wer sich wehrt, wird entlassen“

Arbeiterinnen und Arbeiter aus Ashulia, einem Vorort der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch, die im Juni 2017 Gisela Burckhardt von den Folgen des Streiks berichten. Um sie vor Repressalien zu schützen, sind ihre Gesichter unkenntlich gemacht. Foto: © FEMNETArbeiterinnen und Arbeiter aus Ashulia, einem Vorort der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch, die im Juni 2017 Gisela Burckhardt von den Folgen des Streiks berichten. Um sie vor Repressalien zu schützen, sind ihre Gesichter unkenntlich gemacht. Foto: © FEMNETDhaka/Bonn. Ein halbes Jahr nach dem Streik der Näherinnen in Bangladesch hat sich die Situation nicht gebessert, sondern sogar verschlechtert. Gisela Burckhardt von FEMNET hat in Dhaka mit ihnen gesprochen: An den niedrigen Löhnen von monatlich 59 Euro, wegen der sie streikten, hat sich nichts geändert. Unzählige wurden vom Fabrikmanagement gefeuert.

„Wer sich wehrt, wird entlassen.“ Diese ernüchternde Bilanz zieht Gisela Burckhardt von FEMNET, nachdem sie vor wenigen Tagen mit den Textilarbeiterinnen in Bangladesch gesprochen hat. Die waren vor Verzweiflung über ihre niedrigen Löhne im Dezember 2016 in den Streik getreten. Inzwischen haben viele ihre Arbeit verloren. Und auch bei denen, die arbeiten dürfen, hat sich die Situation nicht gebessert, im Gegenteil. Denn die Löhne sind unverändert niedrig geblieben. Der monatliche Lohn von umgerechnet 59 EUR ist seit 2013 nicht mehr erhöht worden. Doch die Lebenshaltungskosten sind wie überall gestiegen.

„Der Lohn ist menschenunwürdig und reicht nicht zum Überleben. Die Fabrikbesitzer, die sehr eng mit der Regierung verknüpft sind, haben in den letzten Jahren die Produktion stark gesteigert – auf dem Rücken der Arbeiter*innen. Bei denen kommt nichts vom Wohlstand an“, sagt FEMNET-Vorstandsvorsitzende Burckhardt (die Exporte steigen seit 2011 jährlich um 14,75 Prozent auf 25 Milliarden US Dollar in 2014/15). Die Näherinnen schuften zwölf bis 14 Stunden pro Tag, oft sieben Tage pro Woche. Damit gehören sie zu den weltweit am schlechtesten Bezahlten.

Ab dem 12. Dezember 2016 hatten Tausende von Näherinnen in dem Vorort Ashulia nördlich von Dhaka für höhere Löhne in 25 Textilfabriken gestreikt – darunter auch sechs H&M-Lieferanten sowie Benetton, Bestseller und Gap. „Es war ein wilder Streik. Denn in den Fabriken gibt es keine Gewerkschaften, die Angestellten werden entlassen, sobald sie versuchen, sich zu organisieren,“ so Burckhardt. Die Fabrikbesitzer reagierten rigoros auf die Streikenden. Sie schlossen ihre Fabriktore und sperrten damit sehr viele Arbeiter*innen aus, um mit neuen Nachrückerinnen weiter produzieren zu können.

So wurden im vergangenen Dezember allein 1800 Textilarbeiter*innen von bestreikten Fabriken entlassen, mehr als 30 Gewerkschafter*innen verhaftet. „Alle, die sich organisieren, werden eingeschüchtert. Die Polizei ist nicht neutral, sondern arbeitet für das Fabrikmanagement: Sie gehen in die Slums und bedrohen die Arbeiter*innen“, fasst es Burckhardt zusammen. Es herrsche ein Klima der Angst.

 

Das Pressefoto kann kostenfrei verwendet werden mit der Quellenangabe © FEMNET: „Wer sich wehrt, wird entlassen“: Arbeiterinnen und Arbeiter aus Ashulia, einem Vorort der Hauptstadt Dhaka in Bangladesch, die im Juni 2017 Gisela Burckhardt von den Folgen des Streiks berichten. Um sie vor Repressalien zu schützen, sind ihre Gesichter unkenntlich gemacht.

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FEMNET ist eine gemeinnützige Frauenrechtsorganisation aus Bonn, die sich für faire Arbeitsbedingungen in der globalen Textilindustrie einsetzt.
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