Deutsches Wertschöpfungskettengesetz soll globale Lieferketten nachhaltiger machen
Textilfabrik Bangladesch. Foto: © FEMNET
Bonn. Viele deutsche Unternehmen profitieren von Gesetzeslücken, um ihre Waren billig im Ausland produzieren zu lassen. Nur freiwillig sind sie bislang dazu angehalten, gegen Menschenrechtsverletzungen bei ihren Zulieferern vorzugehen. Das soll sich künftig ändern: Nach Medien-Informationen hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) einen Entwurf für ein Wertschöpfungskettengesetz erarbeitet, der demnächst veröffentlicht werden soll. Bei Verstößen sollen Freiheitsstrafen und Bußgelder drohen.
Arbeiter_innen nach einem Treffen im Büro der FEMNET-Partnerorganisation BCWS. Foto: S. Marx | FEMNET
Bonn. Arbeiter_innen, die für die rechtmäßige Umsetzung von Lohnerhöhungen protestieren, werden zur Zeit entlassen, inhaftiert und schikaniert. Die bangladeschische Gewerkschaft NGWF teilt FEMNET mit:
Am 01.02.2019, protestierte die Gewerkschaft NGWF und rief dazu auf, dass die verhafteten Arbeiter_innen sofort freigelassen, falsche Anschuldigungen zurückgezogen und entlassene Arbeiter_innen wieder eingestellt werden müssen.
Bonn/Berlin. Existenzsichernde Löhne sind ein zentrales Element menschenwürdiger Arbeit. In den Ländern des Globalen Südens allerdings kann ein großer Teil der Beschäftigten vom hart erarbeiteten Lohn nicht menschenwürdig leben. Dies gilt auch und insbesondere für die Beschäftigten der Textil- und Bekleidungsindustrie. Das im Jahr 2014 auf Initiative von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller gegründete Bündnis für nachhaltige Textilien ist angetreten, dies zu ändern. Die zivilgesellschaftlichen Organisationen im Textilbündnis rufen jetzt alle Mitglieder auf, dem Bekenntnis Taten folgen zu lassen und sich verstärkt für die Zahlung existenzsichernder Löhne einzusetzen.
Foto: © NGWF
Bonn. Nach der jüngsten Revision der Mindestlöhne im Textilsektor sind in Bangladesch tausende Arbeiter*innen aus Protest auf die Straße gegangen. In der Hauptstadt Dhaka feuerte die Polizei Gummigeschosse und Tränengas in die Menge, worauf ein Arbeiter starb und viele andere verletzt wurden.
„Die Kampagne für Saubere Kleidung verurteilt entschieden die gewaltsame Beschneidung des Demonstrationsrechts“, sagt Artemisa Ljarja, Eilaktionskoordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung.
Sieben Jahre sind nicht genug: Keine Gerechtigkeit für Ali Enterprises Textilarbeiter*innen und ihre Familien
Foto: © medico international/Holger PriedemuthDortmund. Das Landgericht Dortmund fällte am 10.01.2019 eine sehr enttäuschende Entscheidung: Es wird den Fall zum Fabrikbrand bei dem pakistanischen Zulieferer des deutschen Textilunternehmens KiK vom Septmeber 2012 nicht verhandeln – wegen gesetzlichen Verjährungsfristen. Die Kläger*innen waren vier Mitglieder der Ali Enterprises Factory Fire Affectees Association. Mit dieser Entscheidung entzieht sich das Unternehmen jeglicher Verantwortungspflicht gegenüber den Arbeiter*innen, welche dessen Waren fertigen.
Mary Viyakula (links) und Deepika Rao (rechts) nach dem Vortrag an der Hochschule Reutlingen.
Foto: © Volker Rekittke, Schwäbisches TagblattVom 5.-16.11.2018 reisten die beiden indischen Referentinnen im Rahmen einer Vortragsreise Mary Viyakula von der Organisation SAVE (Social Awareness and Voluntary Education) und Deepika Rao von Cividep India quer durch Deutschland, um über die geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz in der indischen Textilindustrie zu berichten. Sie schilderten anschaulich die prekäre Situation der Frauen und berichten über Ansätze, wie sich Arbeiterinnen in der Bekleidungsindustrie wehren und wie wir sie von Deutschland aus dabei unterstützen können.
Die Rundreise wurde von den zivilgesellschaftlichen Organisationen im Textilbündnis organisiert und es wurden auf Stationen in Halle (Saale), Leipzig, Reutlingen, Augsburg, München, Hamburg und Bremen ca. 450 Menschen erreicht.
In Bangladesch und Indien gehört Gewalt für viele Frauen in den Bekleidungsfabriken zum Alltag. Aus Scham und Angst vor Vergeltung trauen sie sich meist nicht, öffentlich darüber zu sprechen. Nach dem Tod ihrer Freundin hat die 19-jährige Seema es gewagt, das Tabu zu brechen: "Wir werden in der Fabrik gefoltert und wir Frauen werden am meisten gefoltert. Bei vielen Gelegenheiten wurde ich ohne Grund von den Vorgesetzen geschlagen und getreten. Ist das akzeptabel?"
Unterstützen Sie FEMNETs Projekt gegen geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz, damit die Frauen mehr Rechte bekommen und diese selbstbewusst einfordern können. Gemeinsam mit unseren Partnerorganisationen BCWS und SAVE fördern wir zum Beispiel die Gründung von Fabrikkommittees und machen uns für Gesetze zum Schutz der Arbeiterinnen stark. Schluss mit der Gewalt!
Ein Rückblick auf das Jahr 2018 und Ausblick auf 2019 aus Sicht der zivilgesellschaftlichen Vertreter_innen im Steuerungskreis
Bonn/Berlin. Erneut geht im Textilbündnis ein arbeitsreiches Jahr zu Ende: Im Jahr 2018 mussten zum ersten Mal alle Mitglieder in individuellen Maßnahmenplänen ihre Ziele für die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards in ihren Lieferketten offenlegen. Zuvor wurden diese von einer externen Prüforganisation auf Plausibilität und Übereinstimmung mit den Anforderungen geprüft. Vom Steuerungskreis wurden zudem die Themen existenzsichernde Löhne, Lieferkettentransparenz und Wirkungsmessung als Schwerpunkte für das Jahr 2018 festgelegt. Die nachfolgenden Erläuterungen geben einen Einblick, wie die Fortschritte im letzten Jahr von den zivilgesellschaftlichen Vertreter_innen im Steuerungskreis des Textilbündnisses beurteilt werden.