Kleinkinder ohne Betreuung bei Zulieferern von H&M, Primark, Zalando & co

Am Weltkindertag fordert FEMNET-Petition mit über 14.100 Unterschriften Modekonzerne zum Schutz der Kinder ihrer Näherinnen auf!

Kampagne WerPasstAufcCIVIDEPBonn. Große Modemarken lassen wissentlich in Fabriken produzieren, wo für die Kinder der Beschäftigten keine adäquate Betreuung bereitgestellt wird. Untersuchungen von FEMNET und CIVIDEP in Indien bestätigen, dass die Situation häufig katastrophal ist. Nachfragen beantwortete jedoch keiner der Konzerne, Gesprächsangebote schlugen sie aus. Die Petition zur Kampagne #WerPasstAuf? läuft weiter, tausende Menschen fordern die Konzerne zum Handeln auf.

Kinder und Mütter zu schützen gehört zur Vorsorgepflicht von Unternehmen. Dagegen verstoßen Moderiesen wie Primark, Zalando, H&M, C&A und Cecil, wenn sie bei Zulieferern fertigen lassen, wo die Kinder der Beschäftigten schlecht bis gar nicht versorgt werden. Dies bestätigten Stichproben in indischen Bekleidungsfabriken durch FEMNET e.V. und seiner Partnerorganisation CIVIDEP. Dabei ist das Bereitstellen von Kinderbetreuungseinrichtungen dort sogar gesetzlich vorgeschrieben.

Hersteller schweigen

Auf Nachfrage von FEMNET und CIVIDEP waren die Hersteller nicht bereit, Auskunft über die Betreuungssituation in ihren Produktionsstätten zu erteilen. „Die Haltung dieser Marken zeigt, dass ihnen ihre Vorsorgepflichten, wie sie in den OECD Leitlinien definiert sind, herzlich egal sind“, sagt Gisela Burckhardt, geschäftsführende Vorstandsvorsitzende von FEMNET. „Als große Auftraggeber könnten sie darauf hinwirken, dass eine Qualifizierung des Personals und bessere Betreuung umgesetzt werden. Lokale Organisationen wie CIVIDEP bieten dabei Unterstützung an. Doch häufig scheitert dies schon am Zugang zu den Fabriken.“ Gesprächsangebote mit Vertreterinnen der NGOs schlugen alle fünf Hersteller aus.

Die Petition #WerPasstAuf? fordert H&M, Primark, C&A, Zalando und Cecil zur Verbesserung der Betreuungssituation auf. Zu den prominenten Unterstützer*innen gehören auch Renate Künast, Katja Dörner, Heidemarie Wieczorek-Zeul und Janine Steeger. Auf Facebook bezogen sie mit Fotos öffentlich Stellung. Ihre Botschaft an die Moderiesen: Vergesst nicht die Kinder Eurer Näherinnen!

„Die Zustände sind teils so problematisch, dass die Frauen ihre Kinder sogar lieber bei weit entfernt lebenden Verwandten unterbringen oder sie allein zu Hause lassen“ erklärt Sina Marx, Projektreferentin von FEMNET. Bei den Untersuchungen wurden teils nackte Zimmer ohne Spielzeug, Lernmaterialien, Verpflegung oder qualifiziertes Personal als Krippen und Kitas präsentiert. Nur wenige Kinder besuchten viele dieser auffällig kleinen Einrichtungen, obwohl achtzig Prozent der 45 Millionen Beschäftigten in der Textilindustrie Indiens Frauen sind. Ihre Arbeit aufzugeben können sich die meisten Näherinnen finanziell nicht leisten. Überstunden stehen für sie an der Tagesordnung, meist schlecht bezahlt und unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen.

Hintergrund

 

FEMNET e.V.

FEMNET e.V. ist eine 2007 gegründete gemeinnützige Frauenrechtsorganisation mit Sitz in Bonn. FEMNET setzt sich gegen Ausbeutung von Frauen in der Bekleidungsindustrie des globalen Südens ein, wo ein Großteil der westlichen Kleidung genäht wird. Die Organisation fordert Unternehmen auf, die Einhaltung von Sozialstandards in der gesamten Lieferkette sicherzustellen und die Politik, verbindliche Regeln für unternehmerisches Handeln zu schaffen.

FEMNET unterstützt mit einem Rechtshilfefonds die Rechte von Frauen im globalen Süden und betreibt in Deutschland Bildungs- und Beratungsarbeit an Hochschulen und Schulen. Zudem berät die Organisation Städte und Kommunen beim Einkauf fairer Dienstkleidung und informiert über Siegel und fair produzierte Kleidung.

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